Donnerstag, 5. März 2020

Das Gleichnis vom Schnitzel

Der Unterschied zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier 

 

Immer wieder taucht in Gesprächen die Meinung auf, dass es ja keinen Unterschied mache, ob man nun einen Wortgottesdienst oder eine Heilige Messe feiert. Außerdem gibt es Menschen, die in der Pastoral tätig sind und den Unterschied zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier tendenziell nivellieren. Um den Unterschied deutlich zu machen soll folgendes Gleichnis helfen.

Das Gleichnis vom Schnitzel


In einem Restaurant gibt es einen Koch. Dieser Koch macht die besten Schnitzel auf der ganzen Welt. Viele haben schon versucht, seine Schnitzel nachzumachen, aber es ist keinem gelungen.

Eines Tages wird der Koch krank und er kann nicht kommen. Viele Menschen sitzen schon im Restaurant und warten auf ihre Schnitzel. Doch leider kann das Team in der Küche diese nicht machen, wenn der Chefkoch nicht da ist.
Da hat jemand eine Idee und sagt: "Wir können Kartoffeln kochen, das können wir. Zum Schnitzel gibt es ja auch immer Kartoffeln. Ob das Schnitzel jetzt da auch auf dem Teller liegt oder nicht, spielt ja keine Rolle!" Viele in der Küche sind begeistert - jetzt kommen endlich einmal ihre Kartoffeln zur Geltung, besser gesagt, ihre Kochkunst wird endlich auch einmal geschätzt.

Das Team in der Küche macht sich einfrig ans Werk und serviert den wartenden Gästen die Kartoffeln. Sie werden reich dekoriert mit allen möglichen Dingen und sie sind sehr stolz auf das, was sie den Gästen servieren.

Die Menschen im Restaurant sind verwundert - sie haben doch ein Schnitzel bestellt, oder nicht? Wo ist es geblieben? Manche der Gäste beschweren sich und möchten die Kartoffeln zurückgehen lassen.

Das Team in der Küche ist verletzt. Die Leute scheinen ihre Kartoffeln nicht zu schätzen. So beschließt das Team, den Gästen folgendes zu erklären: "Wir haben sehr viele gute Köche in der Küche, die sich sehr darum bemüht haben, euch ein schmackhaftes Gericht zuzubereiten. Das Gericht wird euch sättigen, genauso wie das Schnitzel, das ihr euch erwartet. Seid nicht so undankbar und genießt das, was wir euch geben."

Einige Gäste verlassen das Restaurant, andere wiederum essen die Kartoffeln und sehnen sich doch nach dem Schnitzel und wieder andere sind froh, endlich kein Schnitzel mehr essen zu müssen.

Der Koch bleibt noch einige Zeit im Krankenstand und kann nicht kommen. Einige Gäste kommen trotzdem, weil sie auch die Kartoffeln genießen, aber es kommen nicht mehr so viele wie früher.

Da überlegt sich das Küchenteam: "Wir machen aus den Kartoffeln einen Brei und verarbeiten ihn so, dass er am Ende wie ein Schnitzel aussieht." Gesagt, getan. Es werden Bilder gemacht und Plakate aufgehängt - "Es gibt wieder Schnitzel!"

Es kommen wieder mehr Gäste, die sich auf das Schnitzel freuen, sind dann aber enttäuscht, als es nicht so schmeckt wie erwartet. Sie fragen nach und bekommen zur Antwort: "Das sind unsere Schnitzel, sie sind gleichwertig zu den anderen Schnitzeln."

Ein Gast meint dazu aber: "Das sind doch Kartoffeln, die wie ein Schnitzel aussehen, rein von der Zusammensetzung der Nährwerte ist das ganz etwas anderes, auch wenn es gleich aussieht!"

Da gerät das Küchenteam in Aufregung und sie antworten aufgebracht: "Das ist eine Beleidung. Wo bliebt hier die Wertschätzung für unsere Mühen? Es ist eine Diskriminierung unseres Schnitzels, wenn es nicht mit dem Schnitzel unseres Koches gleichgesetzt wird."


Gedanken zur Auslegung


Natürlicherweise kann man die Eucharistie nicht mit einem Schnitzel vergleichen. Das will dieses Beispiel auch gar nicht. Es möchte vielmehr die Logik hinter der Argumentation sichtbar machen, die Wortgottesdienste, die von Laien geleitet werden können, mit der Eucharistie gleichsetzen will. Die Geschichte möchte zeigen, dass die Kartoffeln auch zum Schnitzel gehören, als sättigende Beilage. Sie können das Schnitzel aber nicht ersetzten. Die Zusammensetzung der Nährstoffe ist schon ein ganz anderer und der Körper kann ein Schnitzel ganz anders verwerten als eine Kartoffel alleine. Am meisten kann jedoch der Körper aus beiden holen, wenn sie zusammen konsumiert werden.

So ist es auch mit der Eucharistie und dem Wortgottesdienst. Der Wortgottesdienst ist wesentlicher Teil der Eucharistiefeier und wäre ohne diesem nicht vollständig. Außerdem wird der Gläubige am reichsten beschenkt, wenn er das Wort Gottes hört und die Eucharistie feiert.

Eine Kartoffel kann das Schnitzel nicht ersetzen. Es ist einfach nicht möglich. Es kann aber zur Sättigung beitragen und in Notzeiten, wenn kein Schnitzel verfügbar ist, den Menschen ernähren. Wenn das Schnitzel wieder verfügbar ist, wird man das Schnitzel wieder auf den Speiseplan setzen - nicht nur des Genusses wegen, sondern auch wegen der notwendigen Nährstoffe für den Körper.

So ist es auch mit dem Wortgottesdienst. Der Wortgottesdienst wird die Gläubigen auch in Notzeiten ernähren und auf seine Weise sättigen. Die Eucharistie hat aber immer den Vorrang. Das Mysterium, das mit dem Wort Gottes verkündet wird, wird in der Eucharistie vollzogen. So kann ein Wortgottesdienst die Eucharistie gar nicht ersetzen.

Wenn dann mit Gleichberechtigung und Wertschätzung argumentiert wird, geht das völlig an der Realität vorbei. Es geht nicht darum, ob nun ein Schnitzel oder eine Kartoffel "besser" ist, sondern darum, den Menschen optimal zu ernähren. Wenn ein Schnitzel, das vor allem aus Eiweiß besteht (was der Mensch nicht selber produzieren kann), verfügbar ist, soll man es Essen, damit der Körper optimal versorgt ist, die Zellen sich erneuern können und Wachstum passieren kann. Eine Kartoffel besteht vor allem aus Kohlenhydraten, die vor allem sättigen und Energie liefern. Ein bisschen Eiweiß ist auch da vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß und in der Vielfalt wie beim Schnitzel. Rein wissenschaftlich gesehen gibt es da einfach Unterschiede, die man nicht leugnen kann. Trotzdem braucht der Mensch neben Eiweiß auch Kohlenhydrate, sonst kann der Körper auch nicht optimal funktionieren.

Was falsch wäre: Die Kartoffel zu verschmähen, wenn das Schnitzel verfügbar ist und lieber nichts zu essen, wenn es kein Schnitzel gibt.

Was wäre die einzig richtige Reaktion auf den Mangel des Schnitzels? Mit der Kartoffel zufrieden sein, bis es wieder ein Schnitzel gibt.

Falsch hingegen und somit auch eine Lüge wäre es, die Kartoffel für ein Schnitzel auszugeben und sich dann zu wundern, wenn kein Wachstum und keine Zellerneuerung im Körper geschieht und sich der Mensch nicht optimal entwicklen kann.

Wenn es Zeiten gibt, in denen keine Eucharistie gefeiert werden kann, sollte man durchaus Wortgottesdienste feiern, im Bewusstsein, dass es vor allem um das Hören des Wortes geht und die Sehnsucht nach der Eucharistie wachgehalten wird.

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